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Trainer und Trainerinnen
aus Berufung

erstmals veröffentlicht im Mai 2018

Franka Dietzsch

An die Spitze werfen

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© J. Fuchs

Sie war die Grand Dame des Diskuswurfs, holte mit 39 Jahren ihren dritten WM-Titel. Als ehemalige Leistungssportlerin mit Weltklasse-Niveau schätzt Franka Dietzsch ihren Trainer Dieter Kollark noch immer sehr. Besonders weil sie heute als Nachwuchstrainerin selbst Nachwuchstalenten zeigt, wie der große Wurf gelingt. 

„Jetzt.“ Auf Kommando vollführt Tim Ader die typische eineinhalbfache Drehung und wirft den Diskus in die blaue Plane der Halle am Bundesstützpunkt Neubrandenburg. Franka Dietzsch beobachtet im Hintergrund jede Bewegung – mit ihren Augen, ihrem Tablet-Computer und einer Kamera. So kann die Landestrainerin für Werfen später anhand einer Bilderreihe den Bewegungsablauf von Tim Ader analysieren.   

„Eigentlich trainiere ich nur Mädels“,
sagt die 49-Jährige.
„Und Tim.“ 

Mit Erfolg wie der Medaillenspiegel ihrer Schützlinge zeigt: zwei dritte Plätze bei den Olympischen Jugendspielen im Kugelstoßen und Diskuswerfen, einen vierten Platz bei der Jugend-WM im Kugelstoßen, einen zweiten Platz bei der Jugend-EM einen vierten bei der U20-EM. Dazu weitere Teilnahmen bei Jugend-WM und Jugend-EM und mehrere Deutsche Meistertitel für Kugel und Diskus.

„Wer Leistungssport macht, muss schon bekloppt sein – im positiven Sinne“, sagt Franka Dietzsch. Sie weiß, wo von sie redet. Früher war die gebürtige Wolgasterin selbst als Diskuswerferin erfolgreich – drei WM-Titel, einen EM-Titel und einmal EM-Silber. „50 Prozent des Erfolges gehörten mir, 50 Prozent meinem Trainer“, sagt sie. Dieter Kollarck hatte in Franka Dietzsch Potenzial gesehen und sie nach der Wende nach Neubrandenburg gelotst. Zwischen 2000 und 2009 galt die Diskuswerferin dann bei der deutschen Konkurrenz zeitweise als unschlagbar. 

Leben konnte die gelernte Industriekauffrau vom Leistungssport alleine allerdings nie, arbeitete halbtags am Sparkassenschalter. „Das war auch mein Ausgleich und mein Anker im normalen Leben“, sagt sie und würde es heute immer wieder so machen. Seit 1. April 2011 arbeitet Franka Dietzsch nun schon als Trainerin beim Sportclub Neubrandenburg – zuerst noch auf Honorarbasis, dann mischfinanziert von Landessportbund, Schulamt, Sportclub und Deutschem Leichtathletikverband. 

„Heute streben leider nur noch wenige Jugendliche in den Leistungssport, die meisten lassen sich von anderen Dingen ablenken. Die Möglichkeiten sind doch viel größer als zu meiner Zeit. So richtig quälen will sich doch kaum noch einer“, meint die 49-Jährige.

Fünf Nachwuchstalente zwischen 14 und 20 Jahren trainiert Franka Dietzsch zurzeit im Kugelstoßen und Diskuswerfen. Das heißt im Herbst und Winter täglich zweimal Training, auch an Samstagen und in den Ferien. Nicht nur Stoß- und Wurftechnik, auch Radfahren, Laufen und Ausgleichssport stehen auf dem Trainingsplan. Im Sommer kommen noch die Wettkämpfe dazu, so dass zwischen Mai und September nur wenige Wochenenden wirklich sportfrei sind. 

„Im Sport gibt es keine geregelten Zeiten.“

„Dann sind wir oft erst Sonntagabend zurück und Montag stehe ich wieder in der Halle“, sagt die Neubrandenburgerin. „Im Sport gibt es nun einmal keine geregelten Arbeitszeiten.“ Manchmal drücke sie deshalb bei ihren Athleten ein Auge zu und schicke sie früher nach Hause. „Wer Leistung bringt in Schule und Sport, braucht auch mal Zeit zum Ausruhen und für Ablenkung“, findet sie. 

„Als Trainerin muss man aber in bestimmten Situationen auch Tacheles reden“, so die Trainerin weiter. Besonders wenn die jungen Talente mal wieder mitten in der Pubertät stecken würden. „Entweder Du findest dann den Draht zu den Sportlern oder eben auch mal nicht.“

Juliane Fuchs,
freie Journalistin im Auftrag
des Landessportbundes M-V e.V.

TRAINER AUS BERUFUNG – Trainerstorys

Das ist Franka Dietzsch

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© J. Fuchs
  • Franka Dietzsch erblickte im Jahr 1968 in Wolgast das Licht der Welt und wuchs auf der Sonneninsel Usedom auf.
  • Mit 13 Jahren wechselte sie auf die Sportschule nach Rostock und 1991 nach Neubrandenburg.
  • Als Leistungssportlerin gewann sie später drei WM-Titel (1999, 2005, 2007).
  • Neben ihrer Sportkarriere arbeitete Franka Dietzsch halbtags in einer Bank.
  • 2009 beendete sie schließlich ihre Laufbahn als Sportlerin und wechselte in den Trainerberuf.
  • Seit 2011 ist sie Trainerin am Olympiastützpunkt Neubrandenburg.